Von der Gesamtbetrachtung bis ins kleinste Detail
Die PFERDfachtagung «Vom Futter bis zum Umfeld gut aufgestallt» ist an der PFERD in Bern auf grosses Interesse gestossen. Der Konferenzraum im Congress-Zentrum war am Samstag jedenfalls bis auf den letzten Platz gefüllt, als mit fünf spannenden Themen die Aktion «Der Gute Stall 2022» lanciert wurde. Dabei wurde ein weiter Bogen von der Gesamtbetrachtung eines sich wandelnden Umfelds bis hin zum kleinsten Detail eines Stalles gespannt, das sich als Stolperstein für das Pferd erweisen könnte. Und zwischen diesen unterschiedlichen Blickwinkeln stellte Thomas Frei als Moderator und Projektleiter der Aktion «Der Gute Stall 2022» den Menschen immer wieder in den Mittelpunkt. Weil die Qualität eines Stalles massgeblich auch vom Engagement der Betriebsleiterin oder des Betriebsleiters abhängt.
Mit der These «Ohne Pferd kein Stall» sprach sich Reto Burkhardt, Chef Pferd & Umwelt ZKV, in Anspielung auf das neue Tool «BestTUPferd» dafür aus, die «Pflege der Gesellschaft» als fünften und weiteren Pfeiler in die Bewertung eines Stalles aufzunehmen. Denn seiner Meinung nach kann sich das Pferd längerfristig nur behaupten, wenn sich auch die Gesellschaft mit dem Pferd wohlfühlt. «BestTUPferd» wurde sodann von Miriam Baumgartner vorgestellt, die das Tool an der TU München-Weihenstephan mitentwickelt hat. Gestützt auf die vier Pfeiler «Verhalten im Kontext von positiven Empfindungen», «Guter Gesundheitszustand», «Pferdegerechte Haltungsbedingungen» und «Ökologisch nachhaltige Pferdehaltung» können anhand von über 300 ressourcen- und tierbezogenen Indikatoren eine Analyse eines Stalles gemacht und Schwachstellen aufgezeigt werden. So gibt es beim «Der Gute Stall 2022» also nicht einzig die Label-Plakette «Der Gute Stall» oder «Der Gute Stall STS» für Betriebe, die zusätzlich die Anforderungen der Kampagne PFERDE RAUS des Schweizer Tierschutzes STS erfüllen, sondern über dieses Gütesiegel hinaus auch eine Stallanalyse durch «BestTUPferd».
Ob all der Technik und Indikatoren appellierte Beat Wampfler vom NPZ Bern, den Faktor Mensch nicht zu vergessen. «Stallgrösse und Details sind wichtig, aber heute nicht mehr die Grundursache für die meisten Verletzungen. Die meisten Verletzungen gründen in sozialen Problemen unter den Pferden und den Pferden und ihren Besitzern». Vom Detail spannte sich der Bogen damit wieder ins Grosse, von wo Christa Wyss, SNG Avenches, den Fokus zurück auf eine Einzelhaltung lenkte, in der das Pferd nicht allein zu sein braucht. Anschaulich präsentierte sie die Möglichkeiten, den Bedürfnissen nach Sozialkontakten entgegen zu kommen. Zum Schluss zeigte Barbara Eichenberger auf, Leiterin Forschung & Versuche bei UFA AG, was gefüttert werden kann, wenn das Heu knapp wird. Damit schloss sich gewissermassen der Kreis zum einleitenden Referat von Reto Burkhardt, weil es letztlich die Gesellschaft ist, die über die Verteilung von knappen Ressourcen entscheidet.
Die Aktion «Der Gute Stall 2022» steht unter dem Patronat der Stiftung Pro Pferd und wird zusammen mit dem Schweizer Tierschutz STS, der «BauernZeitung» sowie der PFERD Bern durchgeführt. Eine Anmeldung ist bis am 30. Juni unter www.stiftungpropferd.ch/der-gute-stall möglich. Für die Teilnahme an der Aktion, die zum Gütesiegel «Der Gute Stall» oder «Der Gute Stall STS» und zu einer Stallanalyse mit «BestTUPferd» führt, wird eine Gebührt von 180 Franken erhoben. Diese deckt die Hälfte der Kosten einer Betriebsbewertung. Die andere Hälfte wird von der Aktion «Der Gute Stall» und deren Partner getragen.
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